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The Neil Campbell Collective: Particle Theory (Review)

Artist:

The Neil Campbell Collective

The Neil Campbell Collective: Particle Theory
Album:

Particle Theory

Medium: CD
Stil:

Art Rock

Label: Eigenproduktion / Just For Kicks
Spieldauer: 42:04
Erschienen: 31.12.2007
Website: [Link]

Aufmerksam wurde ich auf dieses Kollektiv unter Federführung von Mr. Campbell, einem studierten Musiosi voller Leidenschaft und mit „hunderten“ (auch klassischen) Projekten, als ich bei dem für progressive Musik-Fans unerlässlichen Versandhaus, Just For Kicks, den Suchbegriff „PINK FLOYD“ eingegeben hatte. Die Suchanfrage warf mir unter Anderen das Album „3 O’Clock Sky“, die Debut-Scheibe von THE NEIL CAMPBELL COLLECTIVE aus, und weil ich gerade die 15 Euronen übrig hatte, bestellte ich die Scheibe, die heute im gleichen Versandhaus 5 € billiger (und unbedingt empfehlenswert) ist.

Erwartungsvoll legte ich dann ein paar Tage später den Silberling in meinen Player – und schon nach knapp 40 Minuten und dem ersten Hördurchgang saß ich völlig verdutzt unter meinen Kopfhörern, gequält von der Frage: „Welches Arschloch hat als Vergleich zu dieser Musik Pink Floyd angegeben?“

Allerdings war ich keineswegs sauer darüber, dieses Album geordert zu haben, auch wenn’s unter Vorspielung falscher Tatsachen erfolgte, denn „3 O’Clock Sky“ hatte mich von der ersten bis zur letzten Minute gefangen genommen. Zwar kann man hier nicht das Prädikat „Progressiv“ vergeben – eher wohl „Intensiv-Alternativ“, doch wer seine Schublade braucht, bekommt mit diesem Album Probleme. Vielleicht lag’s an dem häufigen Einsatz eines Cellos oder den wundervollen akustischen Gitarrenklängen, dem Wurlitzer oder dem unaufdringlichen Gesang, dem Rahmen der Musik, in dem immer wieder ähnliche Motive überraschend auftauchten oder dieser herbstlich klingenden Grundstimmung. Ich weiß es nicht – ich weiß nur, dass dieses völlig unbekannte Musiker-Kollektiv einen neuen Fan gewonnen hatte.

So war dann meine Freude auch grenzenlos, als ich das 2. Album „Particle Theory“ zum Besprechen bekam. Und vorweg soviel: alles, was ich zum Debut-Album des NEIL CAMPBELL COLLECTIVE geschrieben habe, trifft auch diesmal zu. Aaaaaaaber „Particle Theory“ hält noch einige faustdicke, oder wohl doch ohrdicke, Überraschungen bereit.

Ähnlich wie auf dem Vorgänger-Album, in dem die Titel „Rainstorm“ und „Rainstorm 2“ die Musik umrahmten, rahmen diesmal „Particle Theory“ und „Particle Theory 2“ die düsteren Klangwelten des 2007er Meisterwerks ein. Doch nicht nur das, die Musik des ersten Titels klingt ähnlich wie der letzte Titel, mit dem das Debüt ausklang. Leichter Bombast im Wechselspiel mit akustischen Instrumenten, absolut stark.

Bereits nach dem ersten Hördurchgang wird klar, dass diesmal durchaus der Begriff „Progressive Rock“ zutreffend ist, einerseits, weil viel weniger gesungen, dafür aber deutlich mehr mit elektronischem Instrumentarium experimentiert wird, wobei eins der typischen Ergebnisse dieser elektronischen Spielereien, für die wohl hauptsächlich MARK BROCKLESBY, der hier als Studio-Ingenieur, Produzent, Komponist und Schlagzeuger aktiv wird, verantwortlich ist, heißt „More Particles“. Ein Titel, in dem man sich in die ganz frühen Jahre von TANGERINE DREAM zurückversetzt fühlt und sogar Erinnerungen an JEAN MICHEL JARREs „Oxygene“ wachgerufen werden. Ähnliches widerfährt einem dann bei „The List“, wo deutliche Erinnerungen an KLAUS SCHULZEs „Friedemann Bach“ vom Album „X“ oder TANGERINE DREAMs „Zeit“ aufkommen. Und wieder bin ich fasziniert und sprachlos, wie man so unterschiedliche akustische (Cello & Bass) und elektronische Instrumente miteinander wie selbstverständlich kombiniert.

Demgegenüber stehen die zwei gesungenen Titel „The Line“ und „Angels And Aeroplanes“, die sich durch zerbrechlichen, männlichen Gesang, akustisches Piano, Gitarre und Streicher auszeichnen, die dann von engelsgleichem weiblichen Gesang abgelöst werden – so klingen eben „Engel und Flugzeuge“, eine wenig wie DAMIAN WILSON, der mit RENAISSANCE „fremd geht“.

Aber auch „The Line“ und speziell „Particle Theory 2“ haben eine weitere Besonderheit aufzuweisen, nämlich die durch STAN AMBROSE gespielte Harfe, die in ihrer musikalischen Wirkung einem VOLLENWEIDER oder ALAN STIVELL in nichts nachsteht. Und spätestens wenn sich die Harfenklänge mit der akustischen Gitarre vereinen, sich erheben, davon schweben, begleitet von einer weiblichen Singsang-Stimme, dann glaubt man sich im Paradies ... doch weit gefehlt, denn nach drei Minuten bricht ein plötzliches Musik-Gewitter aus, dramatisch klingend und von einem Schlagzeug vor sich her getrieben. Ach ja, so klang früher mal der gute alte Kunstrock. Und während man noch diesen Gedanken nachhängt, holt einen das Cello wieder auf den ruhigeren (Klang-)Teppich zurück, um dann mit einer Art von „elektronischem Schrei“ gedanklich lauthals zu rufen: „Fortsetzung folgt!“

Bitte, bitte – so schnell wie möglich!

FAZIT: Ein Kleinod, eine Entdeckung, ein mutiges Werk. Cello und elektronische Spielereien, wenig, aber beeindruckender Gesang, düstere Melodien, durch die immer wieder ein Lichtschein bricht, akustische Gitarren oder auch Harfen treffen auf Keyboardkaskaden und unterschiedlichste Schlagzeug-Fassetten. Musik für den Herbst in der freudigen Erwartung auf einen sonnigen Winter. So bleibt am Ende nur eine Frage offen: „Warum ist dieses wundervolle Album schon nach 42 Minuten und 4 Sekunden zuende?“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4471x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Particle Theory
  • More Particles
  • Aria
  • 517
  • The Line
  • The List
  • Angels And Aeroplanes
  • Particle Theory 2

Besetzung:

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